Worum es hier geht:

Vorgestellt wird das Gedicht „Zwei Augen wie Sterne“ von Karoline von Günderrode.

Infos zur Dichterin finden sich hier:
https://textaussage.com/baustein-karoline-von-guenderrode-infos

Das Gedicht iste u.a. hier zu finden:

https://www.gedichte-lyrik-online.de/zwei-augen-wie-sterne.html

 

Anmerkungen zum Titel und zu Strophe 1

Zwei Augen wie Sterne

  • Der Titel deutet schon an, dass hier jemand von den Augen eines anderen Menschen fasziniert ist. Es wird wohl ein Liebesgedicht sein.

Zwei Augen wie Sterne

Die sähen so gerne

Das wonnige Licht,

Und dürfen es nicht;

Die hellen Karfunklen

Die könnten verdunklen

Das sonnige Licht,

Und dürfen es nicht.

  • Hier wird der Titel noch mal aufgenommen
  • Und näher erklärt, was es damit auf sich hat:
    • Es geht nämlich offensichtlich um die Augen eines Menschen, der gerne Sonnenlicht genießen dürfte, es aber nicht darf.
    • Eigentlich sind diese Augen „Karfunkel“, feuerrote Edelsteine, die aber das Sonnenlicht verdunkeln könnten – wohl weil sie noch heller scheinen.
    • Das soll offensichtlich verhindert werden.
  • Deutungshypothese: Offensichtlich wird hier ein Mensch in seinen Möglichkeiten beschränkt. Wenn man die Biografie der Dichterin kennt, kann man vermuten, dass es um Einschränkungen für Frauen geht – vor allem im Hinblick auf berufliche und emotionale Selbstentfaltung.

Anmerkungen zu Strophe 2

O Liebesverlangen!

In Kerker gefangen,

Sind die Augen so minniglich,

Die Lippen so wonniglich,

Die Worte die milden,

Die Locken so gülden,

Es bricht mir das Herz

Vor Leidmut und Schmerz.

  • Hier bestätigt sich die Vermutung, dass das lyrische Ich jemanden sieht, der lieben möchte, aber sich wie in einem Kerker gefangen fühlt.
  • Es wird dann genauer auf die Augen eingegangen, die „minniglich“, also voller Liebe leuchten.
  • Die Lippen sind „wonniglich“, möchten also wohl jemanden küssen.
  • Dann ist von „milden“, also angenehmen Worten die Rede,
  • Bevor es dann wieder um Äußerlichkeiten geht, nämlich blonde Locken.
  • Am Ende dann eine Art Zusammenfassung der eigenen Gefühle in Richtung Herzschmerz.
  • Deutungshypothese: Die Beschreibung passt eher auf einen anderen Menschen, von daher geht es wohl um ein geliebtes Wesen. Man weiß aber nicht, um wen es sich handelt und worum es genau geht.

 

Anmerkungen zu Strophe 3

Ich sehe bis an den Tod

Die Lippen rosinrot

Und sollt ich nimmer genesen,

Dächt ich doch an ihr minniglich Wesen,

An ihr Blicken so mild,

An das schönste Frauenbild,

Und sollt ich Schmach und Tod erwerben

Das Mägdlein minnt ich und sollt ich sterben.

  • Hier wird deutlich, dass es sich um eine Liebe bis zum Tod handelt.
  • Dann äußert sich das lyrische Ich genauer zur eigenen Situation: Es fühlt sich regelrecht krank und weiß nicht, ob es da noch mal gesund wird.
  • Dem lyrischen Ich bleibt nur die Möglichkeit, an das geliebte Wesen zu denken und es sich vorzustellen.
  • Am Ende deutet sich dann so etwas an wie die Bereitschaft, alle Hindernisse zu überwinden und dabei sogar „Schmach“ (Schande, Ablehnung durch andere Leute) oder gar den Tod in Kauf zu nehmen.
  • Deutlich wird, dass das Ziel der Liebe ein „Frauenbild“ ist.
  • Unklar bleibt, ob hier eine männliche Perspektive eingenommen wird oder eine Frau eine andere liebt. Das wäre zu Lebzeiten der Verfasserin allerdings dann wirklich als „Schmach“ bzw. Schande verstanden worden. Das christliche Weltbild ließ nur eine Liebe zwischen Mann und Frau zu, die in die Ehe mündete und das Ziel hatte, mit Kindern zusammen eine Familie zu gründen.

 

Thema und Textaussagen

  • Thema des Gedichtes ist der Umgang mit einer schwer oder gar nicht zu realisierenden Liebe.
  • Das Gedicht zeigt:
    • in der intensiven Beschreibung des geliebten Wesens, wie wichtig es dem lyrischen Ich ist.
    • Außerdem wird deutlich, wie eingeengt das geliebte Gegenüber ist
    • und wie sehr das lyrische Ich darunter leidet.
    • Es will auf jeden Fall alles riskieren, um diese Liebe Wirklichkeit werden zu lassen.
    • Sollte es nicht möglich sein, bleiben eben nur die liebenden Gedanken.

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