Worum es hier geht

Immer wenn man in der Schule eine Lektüre lesen „muss“, taucht sicher die Frage auf:

  • Warum müssen wir das lesen?
  • Hat das was mit uns zu tun?

Im Folgenden wollen wir das mal am Beispiel eines Stücks von Dürrenmatt durchspielen.

Schon mal vorab: Wir finden, dass „Der Besuch der alten Dame“ wirklich etwas präsentiert, was jederzeit wieder passieren kann – auch in einem sehr viel kleineren Rahmen.

Beispiel für eine Erörterung

  1. Eine Erörterung bedeutet, die verschiedenen Gesichtspunkte einer Problemfrage zu prüfen und dann zu klären, inwieweit eine Antwort möglich ist und in welche Richtung sie geht.
  2. Interessant sind Erörterungen bei literarischen Texten besonders im Hinblick auf deren Aktualität, denn die sollte ja im Deutsch-Unterricht eine besondere Rolle spielen.
  3. Wir zeigen im folgenden am Beispiel von Dürrenmatts Drama „Der Besuch der alten Dame“ mal auf, wie eine Erörterung aussehen könnte.
  4. Am besten beginnt man mit dem Hinweis auf die Entstehungszeit des Dramas, daraus leitet sich eigentlich ziemlich automatisch die Frage ab, ob das, was Dürenmatt in seinem Drama thematisiert, auch heute noch gilt.
  5. Das bedeutet zunächst einmal, dass man das Thema darauf hin prüft. Das wäre in diesem Falle die Verführbarkeit von Menschen durch Geld.
  6. Anschließend muss man auf Situationen kommen, in denen das auch heute noch eine Rolle spielt.
  7. Dabei sind natürlich zwei Fälle unter zu unterscheiden,
    1. zum einen der einzelne Mensch,
    2. zum anderen eine ganze Gruppe von Menschen.
  8. Im Einzelfall bedeutet das Angebot von Geld ja grundsätzlich immer ein Geschäft und das ist das natürlichste von der Welt.
  9. Problematisch wird es, wenn man dabei auch ungesetzliche Dinge tun soll (Korruption zum Beispiel) oder sich das Verhalten gegen einen Menschen richtet, der einem nahe steht.
  10. Dann ist man schnell beim Beispiel des Mobbings in der Schule und merkt, dass es bei der Verführung gar nicht nur um Geld gehen muss, sondern auch um andere Vorteile gehen kann. Bei Mobbing bedeutet das, dass man, wenn man mitmacht, nicht ausgeschlossen wird oder sogar selbst das nächste Opfer ist.
  11. Hier kann man dann schon vorläufig abschließend darauf hinweisen, dass die Menschen sich seit Dürrenmatts Zeiten natürlich nicht grundsätzlich geändert haben, so dass davon auszugehen ist, dass Menschen auch heute noch ihre eigenen Interessen höher stellen als ethische Regeln und manchmal auch soziale Verpflichtungen gegenüber Freunden zum Beispiel.
  12. Das „Schöne“ an dem Beispiel des Mobbings ist,
    1. dass zum einen, wie wir eben festgestellt haben, der einzelne in eine besondere Situation der Verantwortung gerät.
    2. Zum anderen spielt bei Mobbing immer auch eine Rolle, dass eine ganze Gruppe die Vorurteile gegenüber einem Mitmenschen übernimmt und sich dann dabei gegenseitig noch zusätzlich aufhetzt möglicherweise.
  13. Das merkt man ja ganz deutlich beim Polizisten oder auch beim Bürgermeister in Dürrenmatts Stück, wie die sich richtig dann in eine moralische Kritik hinein steigern. Dabei stehen sie sicherlich stellvertretend für alle anderen, die sich an der Jagd beteiligen.
  14. Wenn man Näheres wissen will über die Verführbarkeit von ganzen Menschenmassen, dann kann man sich mit dem Werk des Psychologen Le Bon beschäftigen.
  15. Fazit: Die alltägliche Erfahrung und auch die Überlegung, dass Menschen sich grundsätzlich in wenigen Jahrzehnten nicht ändern, spricht dafür, dass gerade dieses Drama eins von denen ist, die in besonderer Art und Weise aktuell sind und diese Bedeutung auch behalten.

 

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